Streuobstkolumne

Interview mit Bürgermeister Peter Kraus
Peter Kraus, Bürgermeister der Gemeinde Gädheim, ist der fünfte Interviewpartner für unsere Streuobstkolumne.
Er erzählt uns heute, warum sich die Allianz Main und Haßberge mit dem Thema Streuobst beschäftigt und warum er sich persönlich für den Erhalt unserer Streuobstwiesen stark macht.

Streuobst – warum greifen wir das Thema in der Allianz auf, Herr Bürgermeister Kraus?

Wenn ich an Streuobst denke, fallen mir als Erstes die vielen Obstbaumbestände in der gesamten Gemeinde ein, egal ob in privatem oder gemeindlichem Eigentum. An vielen Stellen stehen hier tolle und vor allem auch alte Obstbäume der unterschiedlichsten Sorten. Die Pflege der Obstbaumbestände erfordert viel Sorgfalt, aber auch Zeitaufwand.

Darüber hinaus denke ich an das Wildfruchtwiesenfest in Ottendorf. Der Obst- und Gartenbauverein Ottendorf hat das Fest über viele Jahre mitten in der namensgebenden Wildfruchtwiese abgehalten.  Interessierte Bürgerinnen und Bürger hatten hier unter anderem die Möglichkeit, sich über die Vielfalt an Streuobst vor Ort zu erkundigen. Leider war das seit einigen Jahren nicht mehr möglich, dass das Fest in der Flur stattfinden konnte, was aber auch bedeutet, dass das Thema Streuobst innerhalb der Bevölkerung auch hier in den Hintergrund rückt.

 

Was sind die zentralen Herausforderungen unserer Streuobstwiesen?

Es gibt vereinzelt noch Privatleute in der Gemeinde, die Ihre Streuobstwiesen bewirtschaften und die Erzeugnisse als Marmelade, Schnaps oder auch als Obst direkt vermarkten. Aber die Zahl verringert sich zunehmend. Auch das Obst an sich wird kaum bei den Erzeugern nachgefragt. Die Streuobstaltbestände auf kommunalen Flächen sind teilweise abgestorben und müssen ersetzt werden. Streuobstbestände nach zu pflanzen und vor allem zu pflegen steht jetzt an oberster Stelle. Um den Lebensraum „Streuobstwiese“ zu unterstützen, möchten wir ebenfalls mit dem Programm FlurNatur eine kirchliche Fläche neu bepflanzen und mit Obstbäumen aufwerten. Als Ausgleichsfläche zum neuen Baugebiet in Gädheim hat die Gemeinde vor vier Jahren 25 Bäume gepflanzt, die derzeit vom Bauhof gepflegt werden. Die Obstbäume befinden sich fußläufig zur Grundschule, weshalb die Gemeinde plant, mit den Grundschulkindern einen Ausflug auf die Obstwiese zu unternehmen. Die Ausflüge sollen dazu dienen, den Kindern die Geschehnisse auf der Obstwiese verteilt auf die Jahreszeiten näher zu bringen. Außerdem beteiligen wir uns derzeit wieder am Förderaufruf zum Erhalt der Blühwiesen. Kostenlose Saatgutmischungen für die Schulen und die Bevölkerung werden ab Ende März bereitgestellt, um Bienen, Schmetterlingen und Co. ein vielfältiges Blüh- und Nistangebot zu unterbreiten.

Fotograf: Felix Jäger
Ökologische Zustandsbewertung, Felix Jäger

Was ist das Ziel vom Projekt „Streuobst“ und wie wollen wir dieses erreichen?

Wir möchten die Bürgerinnen und Bürger ansprechen, möchten unsere unterschiedlichen und alten Sorten von Streuobst schützen und erhalten. Wir möchten darüber aufklären, dass es sinnvoller ist, unsere alten Streuobstbestände zu nutzen anstatt Obst, welches von überall aus der Welt kommt, aus dem Supermarkt zu kaufen. Die Vermarktung vor Ort, die Bezugnahme woher mein Essen, mein Obst, stammt, soll langfristig gefördert werden. Wir wollen also in erster Linie Möglichkeiten schaffen, sich zu informieren. Wie wäre es zum Beispiel, wenn jeder bei sich im Garten einen Obstbaum pflanzt? Wir hatten auch schon mal in der Diskussion, ob wir zur Geburt von der Gemeinde Gädheim einen Obstbaum schenken? Wobei sich da natürlich die Frage nach den Wohneigentums-Verhältnissen stellt. Deswegen bezuschussen wir vorerst weiter den ersten Kindergartenmonat nach einer Geburt.

Das Know-How über Streuobst und dessen Pflege verschwindet so langsam. Heute wissen nicht mehr viele Gemeindebürger, wie man Streuobstbäume richtig schneidet. Gerade den Jüngeren fehlt oftmals der Bezug. Wir wollen deshalb direkt vor Ort einen Schnittkurs für Interessierte anbieten.

 

Schnittkurse finden demnächst außerdem im Landkreis statt:

  • Obstbaumschnitt von alten Bäumen, Hummelmarter (Oberaurach), 26.02.2022 | 10:00 – 12:00 Uhr, Anmeldung über UBIZ
  • Obstbaumschnitt, Dankenfeld (Oberaurach), 04.03.2022 | 14:00 – 17:00 Uhr, Anmeldung über UBIZ
  • Alte Obstbaumbestände wieder in Form bringen, Knetzgau, 12.03.2022 | 09:00 – 12:00 Uhr, Anmeldung über UBIZ

 

Vielen Dank für das Interview, Herr Bürgermeister!

Haben Sie konkrete Ideen, wie wir für das Thema „Streuobst“ mehr Wertschätzung generieren können? Wie können wir unsere Streuobstbestände mehr forcieren?
Wenden Sie sich hierzu gerne an das Allianzmanagement, wir freuen uns auf Ihre Ideen und Tipps.